NOTH.
»Alle meine Kräfte habe ich dazu, mir jenes Heilige, das Bestimmende meiner Seeligkeit zu erhalten, und trete mit dem Urfeinde, der das Göttliche in mir unterdrücken will [...] in Kampf, um ihn zu verjagen, oder durch Erregung mir meinen rechtlichen Platz zu sichern.«
Auf solche Art erklärte sich Sand in den Kriegszustand gegen K., aber wohl gemerkt, ohne ihm, wie bei civilisirten Nationen üblich, die Fehde anzukündigen, sondern ihn unvorbereitet überfallend, wie eine Negerhorde die andere.
Ueber diesen Kriegszustand giebt er folgende Auskunft: »Kotzebue habe, seiner heiligen Ueberzeugung nach, sich ihm immer als der ergrimmteste Feind gegenüber gestellt; es sey ein Zustand der äußersten Noth, ein Krieg entstanden; er habe [...] die Ueberzeugung gehabt, er müsse sein eigenes Daseyn dem des v. Kotzebue entgegen stellen, und habe, damit das Volk der fortwährenden Verführung entrissen werde, es gern dem Kampfe Preis gegeben.«
Man sieht, daß Sand einige dunkle Ideen von Nothwehr hatte, die er aber mit seinem sogenannten Nothstande durchaus verwechselte.
Denn als er sagen sollte: was er unter dem Zustande der Noth verstehe? wußte er diesen nicht anders zu definiren, als:
»Dazu gehörten mehrere schwankende oder unbestimmte Wesen; kämen diese zusammen, so entstehe der Zustand der Noth. [...] Kotzebue - meinte Sand - habe durch seine Schriften sein Privatleben so sehr verbittert, daß er ihn mehr als einmal körperlich getödtet habe. Das Vaterland habe er verspottet, und verrathen, und es sey unmöglich gewesen, etwas durch Schriften gegen ihn zu thun, weil alle die weibischen Wesen in Teutschland mit ihm geweint und ihn angebetet hätten. Er habe soviel Anhang gehabt, daß ein Einzelner nicht daran habe denken können, solch einen Mann mit der Feder zu besiegen. Wenn er also seinen Unfug forttreibe, so könne sich der Einzelne in diesem Zustande der Noth nicht anders helfen, als mit Aufopferung seines Lebens.«